Warum altern wir?
Alles Leben auf diesem Planeten altert und stirbt - warum ist das so? Die gängigste Antwort auf diese Frage ist kurz und einfach: Evolution. Keine Art wäre in der Lage sich dauerhaft unter den ständig wechselnden Umweltbedingungen zu behaupten, wenn sie sich nicht im Rahmen der evolutionären Veränderung anpassen würde. Dazu gehört aber auch, dass veränderte und potentiell besser angepasste Nachkommen ausreichend Ressourcen bekommen, um heranzuwachsen und sich fortzupflanzen. Dies ist nur gegeben, wenn die Elterngeneration „Platz macht“ und die Ressourcen frei gibt. Altern und Tod der Elterngeneration ist also essentieller Bestandteil eines evolutionären Zyklus und für die Erhaltung einer Art und somit für den Fortbestand des Lebens unabdingbar - nicht jedoch für das einzelne Individuum: Aus Sicht der Evolution etwas egoistisch und kurzfristig gedacht, sind die meisten Menschen natürlich bestrebt, möglichst lange zu leben.
Weltweites Interesse an Forschung zur Alterung
Ursachen des Alterns, die sogenannten "Hallmarks of aging"
Eine reduzierte Kalorienzufuhr ist vorteilhaft
Neben der Bewegung ist vor allem die Kalorienrestriktion (also nicht zu viel Essen und Übergewicht vermeiden) entscheidend – beides eigentlich Stressfaktoren, jedoch solche, die zahlreiche positive Auswirkungen auf den Organismus haben. Die positiven Auswirkungen durch Kalorienrestriktion haben sich schon früh in der Evolutionsgeschichte Art-übergreifend genetisch manifestiert. Dahinter steht eine einfache Logik: Während der Phasen von Nahrungsknappheit stellen die meisten Organismen die Fortpflanzung ein, da die Bedingungen für das neuentstandene Leben schlecht wären. Vielmehr kommt es nun zu Reparatur- und Regenerationsvorgängen im Rahmen eines gesunden, schützenden Überlebensmodus des Organismus, um so fit für die nächste Möglichkeit zur Reproduktion zu sein, sobald wieder ausreichend Nahrung zur Verfügung steht. Also absolut sinnvoll zur Erhaltung einer Art und somit im Laufe der Evolution genetisch manifestiert in unzählige Arten, vom einzelligen Lebewesen (z.B. Hefen) bis hin zum Menschen. Es sollte uns klar sein, dass auch der Mensch im Rahmen von hunderttausenden Jahren Evolution perfekt an Mangel angepasst wurde und eben nicht an den Nahrungsüberfluss der letzten 60 Jahre in der westlichen Welt.
Auf molekularer Ebene passiert Folgendes: durch Bewegung und Kalorienrestriktion werden sogenannte „Langlebigkeitsgene“ aktiviert, die für bestimmte Enzyme kodieren, die Sirtuine genannt werden. Davon gibt es im Menschen sieben Stück (SIRT1 bis 7). Sie aktivieren ihrerseits weitere Enzyme, die unter anderem die DNA-Reparatur organisieren, die epigenetische Information wieder schärfen sowie den Stoffwechsel in einen gesunden und schützenden Modus versetzen. Dieser Modus beinhaltet die Aktivierung der Fettverbrennung, die Mobilisierung von Glucose aus der Leber, die Erhöhung der Insulinsensitivität, aber auch eine verbesserte Abwehr von oxidativem Stress und eine protektive Wirkung auf Herz und Gehirn. Die Sirtuine haben also interessante Effekte und adressieren einige der o.g. „Hallmarks of Aging“. Deshalb sind sie für die Alterungsforschung von großem Interesse.