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Alterung - Warum altern wir und was können wir dagegen tun?

Warum altern wir?

Alles Leben auf diesem Planeten altert und stirbt - warum ist das so? Die gängigste Antwort auf diese Frage ist kurz und einfach: Evolution. Keine Art wäre in der Lage sich dauerhaft unter den ständig wechselnden Umweltbedingungen zu behaupten, wenn sie sich nicht im Rahmen der evolutionären Veränderung anpassen würde. Dazu gehört aber auch, dass veränderte und potentiell besser angepasste Nachkommen ausreichend Ressourcen bekommen, um heranzuwachsen und sich fortzupflanzen. Dies ist nur gegeben, wenn die Elterngeneration „Platz macht“ und die Ressourcen frei gibt. Altern und Tod der Elterngeneration ist also essentieller Bestandteil eines evolutionären Zyklus und für die Erhaltung einer Art und somit für den Fortbestand des Lebens unabdingbar - nicht jedoch für das einzelne Individuum: Aus Sicht der Evolution etwas egoistisch und kurzfristig gedacht, sind die meisten Menschen natürlich bestrebt, möglichst lange zu leben.


Weltweites Interesse an Forschung zur Alterung

Mittel zur Verlängerung der Lebensspanne oder zumindest der „gesunden“ Lebensspanne, frei von Krankheiten, könnten also einen gigantischen Markt der Zukunft darstellen. Auch die Tech-Konzerne Facebook und Google sehen das so und stellen weltweit mit die größten Budgets für die Alterungsforschung bereit. Aber auch an öffentlichen Forschungseinrichtungen, wie dem Max-Planck-Institut für die molekulare Biologie des Alterns in Köln und an vielen Universitätsinstituten weltweit wird das Altern intensiv beforscht. Man versucht die molekularen Vorgänge zu verstehen, um letztlich Medikamente zu entwickeln, die den Alterungsprozess teilweise oder gänzlich verlangsamen.

Ursachen des Alterns, die sogenannten "Hallmarks of aging"

Zumindest einige der Ursachen für das Altern auf molekularer und zellulärer Ebene hat man schon identifiziert. Zu diesen sogenannten „Hallmarks of Aging“ zählen vor allem: -die zunehmende Ansammlung von Fehlern im genetischen Code durch Mutationen der DNA -der fortschreitende Schwund der Telomere, der schützenden Kappen der Chromosomen -die Veränderungen bzw. zunehmende „Verwässerung“ der epigenetischen Information, die beinhaltet, welche Gene in den verschiedenen Zellen des Körpers an- und ausgeschaltet sind -Fehlfunktionen der Mitochondrien, die die Energie in den Zellen bereitstellen -die zunehmende Ansammlung von sogenannten „Zombie“-Zellen, also Zellen, die nicht mehr aktiv sind und dennoch nicht durch den programmierten Zelltod (Apoptose) beseitigt werden -das Aufbrauchen der Stammzellen Diese zellulären und molekularen Veränderungen sind der Grund für die sicht- und spürbaren Alterungserscheinungen. Die gute Nachricht ist, dass sich altersbedingte Veränderungen tatsächlich positiv beeinflussen oder gar verzögern lassen. Die schlechte Nachricht ist, dass dies vor allem durch Faktoren beeinflusst wird, die unserer allgemeinen Bequemlichkeit entgegenstehen, nämlich: Bewegung, gesunde Ernährung und eine reduzierte Kalorienzufuhr. Erfreulich wiederum ist, dass eine Vielzahl von Studien zeigt, dass es für eine Umstellung unserer Gewohnheiten nie zu spät ist. Selbst im Alter von 70 oder 80 Jahren kann es noch förderlich sein, mit einem passenden Bewegungsprogramm zu beginnen. Die renommierte Gerontologin, Prof. Bischoff-Ferrari von der ETH-Zürich, sagt beispielsweise hierzu: „Scheuen Sie keinen Schritt, freuen Sie sich über jede Treppe, die vor Ihnen liegt“.

Eine reduzierte Kalorienzufuhr ist vorteilhaft

Neben der Bewegung ist vor allem die Kalorienrestriktion (also nicht zu viel Essen und Übergewicht vermeiden) entscheidend – beides eigentlich Stressfaktoren, jedoch solche, die zahlreiche positive Auswirkungen auf den Organismus haben. Die positiven Auswirkungen durch Kalorienrestriktion haben sich schon früh in der Evolutionsgeschichte Art-übergreifend genetisch manifestiert. Dahinter steht eine einfache Logik: Während der Phasen von Nahrungsknappheit stellen die meisten Organismen die Fortpflanzung ein, da die Bedingungen für das neuentstandene Leben schlecht wären. Vielmehr kommt es nun zu Reparatur- und Regenerationsvorgängen im Rahmen eines gesunden, schützenden Überlebensmodus des Organismus, um so fit für die nächste Möglichkeit zur Reproduktion zu sein, sobald wieder ausreichend Nahrung zur Verfügung steht. Also absolut sinnvoll zur Erhaltung einer Art und somit im Laufe der Evolution genetisch manifestiert in unzählige Arten, vom einzelligen Lebewesen (z.B. Hefen) bis hin zum Menschen. Es sollte uns klar sein, dass auch der Mensch im Rahmen von hunderttausenden Jahren Evolution perfekt an Mangel angepasst wurde und eben nicht an den Nahrungsüberfluss der letzten 60 Jahre in der westlichen Welt.

Auf molekularer Ebene passiert Folgendes: durch Bewegung und Kalorienrestriktion werden sogenannte „Langlebigkeitsgene“ aktiviert, die für bestimmte Enzyme kodieren, die Sirtuine genannt werden. Davon gibt es im Menschen sieben Stück (SIRT1 bis 7). Sie aktivieren ihrerseits weitere Enzyme, die unter anderem die DNA-Reparatur organisieren, die epigenetische Information wieder schärfen sowie den Stoffwechsel in einen gesunden und schützenden Modus versetzen. Dieser Modus beinhaltet die Aktivierung der Fettverbrennung, die Mobilisierung von Glucose aus der Leber, die Erhöhung der Insulinsensitivität, aber auch eine verbesserte Abwehr von oxidativem Stress und eine protektive Wirkung auf Herz und Gehirn. Die Sirtuine haben also interessante Effekte und adressieren einige der o.g. „Hallmarks of Aging“. Deshalb sind sie für die Alterungsforschung von großem Interesse.

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